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Kahlschlag im Bannwald
Von: @EXTRABLATT <2009-02-12>
Fraport rodet und schafft Tatsachen, noch bevor der Verwaltungsgerichtshof im Hauptsacheverfahren zum Flughafenausbau überhaupt entschieden hat.

Fraport rodet und schafft Tatsachen, noch bevor der Verwaltungsgerichtshof im Hauptsacheverfahren zum Flughafenausbau überhaupt entschieden hat.

Fast wie Streichhölzer knicken die riesigen Erntemaschinen Baum um Baum. Es sind gespenstische Szenen, die sich im Kelsterbacher Wald abspielen. Fraport schafft Fakten für den geplanten Flughafenausbau. Unabänderliche Fakten. Allein bis Ende Februar soll so viel Wald wie möglich fallen. Aber das ist nur der erste Schritt. Sollte die Landebahn tatsächlich gebaut werden, fielen den Rodungsmaschinen wohl mindestens 250 Hektar Wald zum Opfer, darunter wertvoller Bannwald. 250 Hektar – das entspricht einer Fläche von 350 Fußballfeldern. Oder 2000 olympischen Schwimmbecken. Wald, der einen wichtigen Erholungsraum bildet.

Fraport hat mit dem Kahlschlag im Kelsterbacher Wald begonnen, obwohl der Verwaltungsgerichtshof in Kassel noch nicht über die Klagen von Kommunen, Unternehmen und Privatleuten entschieden hat. Das Hauptverfahren steht noch aus. Lediglich die Eilanträge gegen den Sofortvollzug haben die Richter zurückgewiesen und damit den Beginn der Rodungsarbeiten gestattet. Im Fall des Flughafens Berlin-Schönefeld hatte das Bundesverwaltungsgericht anders entschieden. Schwer rückgängig zu machende Eingriffe dürfe es nicht geben, solange kein rechtskräftiger Planungsbeschluss vorliege. Die hessischen Richter haben das anders gesehen und der Stärkung des Luftverkehrsstandortes den Vorrang vor Anwohnerinteressen und Umweltbelangen gegeben.

Warum aber nur hat es Fraport so eilig? Kommt es bei diesem Großprojekt wirklich auf wenige Monate an oder will der Flughafenbetreiber nur Handlungsfähigkeit demonstrieren? Die Vorgehensweise hat Methode. Schon bei der Wartungshalle für das Großraumflugzeug A 380 konnte es anfangs gar nicht schnell genug gehen. Dann aber dauerte es, bis wirklich gebaut wurde. Noch dazu fiel die Halle viel kleiner aus, so dass sich wohl auch auf dem Flughafengelände Platz dafür gefunden hätte. Das aber wollte Fraport offensichtlich nicht.

Risiken wie der Vogelschlag – aktuelles Beispiel: die spektakuläre Notlandung einer Passagiermaschine auf dem Hudson River in New York – werden klein geredet. Ob die wirtschaftliche Entwicklung den Ausbau außerhalb des Zauns wirklich erfordert, steht ebenfalls in den Sternen. Bis jetzt hinkt Fraport den eigenen Prognosen jedenfalls weit hinterher.

Zumindest in einem Punkt haben die Kasseler Richter den Ausbaubefürwortern eine Ohrfeige erteilt. Die geplante Regelung mit 17 Flügen von 23 bis 5 Uhr und rund 150 in der Nachtzeit von 22 bis 6 Uhr trage den gesetzlichen Schutzbestimmungen nicht Genüge. Was, wenn die Richter den Ausbau doch noch kippen? Ganz ausgeschlossen scheint das nicht. Für die Bäume im Kelsterbacher Wald aber ist es dann zu spät.

Klare Meinung: Was die Bürgerinitiativen von der Meinung der Kasseler
Richter halten, zeigten sie im Kelsterbacher Wald

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