Diese Seite wird momentan im vereinfachten Darstellungs- und Betriebsmodus präsentiert. Details >>
Ticona: Absturzrisiko auch heute schon zu hoch
Neues Gutachten fordert die Verlegung der Flugroute
Von: @cf <2004-09-10>
Die Kurzfassung eines neuen Gutachtens, bei dem das Risiko durch aktuelle Überflüge des Chemiewerks Ticona untersucht wird, liegt beim RP vor: das Risiko ist ähnlich wie bei der geplanten Nordwestbahn. Der Gutachter schlägt die Verlegung der Flugroute vor - die Landesregierung will nicht !

Die Gutachterschlacht um die Risikofrage beim geplanten Flughafenausbau geht weiter. Beim RP Darmstadt liegt seit drei Wochen die Kurzfassung eines neuen Gutachten des TÜV Pfalz vor, das das Absturzrisiko für die Ticona für den "Ist-Zustand" untersucht. Das Chemiewerk wird heute von 58000 startenden Flugzeugen überflogen. Das Gutachten ist noch nicht veröffentlicht und angeblich auch noch nicht fertig. Jedoch decken sich die Kernaussagen nach Aussagen eines der Gutachter mit den Ergebnissen einer bereits im März dieses Jahres angefertigten Kurz-Analyse, die der Presse vorliegt.

Nach vorläufigen Berechnungen der Gutachter ist im ungünstigsten Fall mit einem Absturz in 22500 Jahren, im günstigsten Fall mit einem Absturz in 62500 Jahren zu rechnen. Die Schwankungsbreite erklären die Gutachter mit den örtlichen Verhältnissen. Falls bei einem Absturz die neben Ticona verlaufende ICE-Trasse und die Autobahn als "Barriere" wirkten, wären die Auswirkungen auf das Werksgelände verhältnismäßig gering. Bei einem Absturz direkt auf das Werk gehen die Gutachter von einem Totalverlust des Werks aus. Nach der Einschätzung der Störfallkommission ist für diesen Fall mit mehr als 100 Toten zu rechnen.

Das Absturzrisiko für den Ist-Zustand liegt in der gleichen Größenordnung, die die Störfallkommission Anfang des Jahres für die geplante Nordwestbahn angegeben und für unakzeptabel erklärt hatte. Der TÜV Pfalz schlägt zur Lösung des Problems vor, die aktuelle Flugroute um mindestens 500m nach Süden zu verlegen. Dadurch liesse sich die Absturzwahrscheinlichkeit um den Faktor 3-5 vermindern und damit unter einen Wert von 1:100 000 bringen, der nach internationalen Maßstäben akzeptierbar wäre.

Für das Hessische Wirtschaftsministerium ist eine Verlegung der Flugroute kein Thema. Nach Aussage von Klaus-Peter Güttler könnte eine Abflugstrecke nur verlegt werden, wenn die Hindernisfreiheit für die Flugzeuge nicht gegeben ist und damit eine konkrete Gefahr bestehe. "Es wäre rechtswidrig, wenn wir eine Veränderung vornehmen und dies mit Ticona als Gefahrenquelle begründen", erklärte Güttler. Er will "die Möglichkeit der Problembehandlung mit dem Betreiber erörtern". Im Klartext: das Ministerium will in die Produktion der Ticona eingreifen. Zum Beispiel könnte man die Betriebsgenehmigung für ihre neue Produktionsanlage für den Kunststoff Hostaform verweigern, die aufgrund einer Vorabgenehmigung des RP bereits errichtet wurde und noch immer keine Betriebsgenehmigung hat.

Für die hessischen Grünen passt Güttlers Aussage zum politischen Ziel der Landesregierung, den Ausbau des Flughafens voranzutreiben. "Es ist aberwitzig, wenn die Landesregierung der Ticona jetzt die Produktion so schwer wie möglich machen will, nur um die Chancen ihrer Ausbauplanung zu erhöhen", kritisierte der Parlamentarische Geschäfsführer der Grünen im Landtag, Frank Kaufmann. Der Kelsterbacher Bürgermeister Erhard Engisch übte ebenfalls heftige Kritik an der Aussage des Ministeriums. "Die Route muss verlegt werden, und es ist mir völlig unverständlich, wieso das offensichtlich ausgeschlossen wird".

Auch in der Fluglärmkommission wird das Problem einer Verlagerung der jetzigen Flugroute zum Schutz der Ticona diskutiert. Möglich wäre eine Verschiebung des Abdrehpunktes in Richtung Raunheim, was aber in Raunheim zu höherer Lärmbelastung führen würde und daher bisher abgelehnt würde. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Abflugroute südwestlich um Raunheim und Rüsselheim herum zu führen (jetzige TABUM-Nacht-Abflugroute). Die DFS sieht aber hier Probleme, weil diese Route mit Starts von der Startbahn West kollidieren könnte.

Die EU-Kommission muss sich ebenfalls mit der Flugroute über der Ticona beschäftigen. Die BFU Eddersheim hatte im Mai eine EU-Beschwerde wegen des Risikos durch die aktuellen Überflüge eingereicht.

Siehe auch:

Themen hierzuAssciated topics:

Ticona Risiko Abflugroute(n) Absturz-Gefahr

Das könnte Sie auch interessierenFurther readings:
Das Chemiewerk Ticona
Rund 1000 Menschen arbeiten im Werk Kelsterbach
Von: @cf <2004-11-03>
   Mehr»
Risiko Ticona: Das Verfahren der EU-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2006-11-01>
Beim Planungsverfahren für den Flughafenausbau wurde nach Ansicht der EU-Kommission gegen die Seveso-Richtlinie verstoßen: es wurde nicht beachtet, dass die geplante Landebahn Nordwest zu nahe am Störfallbetrieb Ticona liegt. Deswegen hat die Kommission ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet.   Mehr»
Ticona-Klage gegen Flugrouten am 5. Oktober beim VGH Kassel
Für die Verhandlung sind Eintrittskarten nötig (siehe PM des VGH vom .....)
Von: @cf <2005-08-26>
Die Chemiewerk Ticona gegehn die aktuellen Flugrouten am Frankfurter Flughafen findet am 5. Oktober beim VGH Kassel statt. Es wird großer Andrang erwartet, Eintrittskarten erforderlich!    Mehr»
Erörterungstermin - Bericht vom 26.01.2006
Sicherheit - können Nordwestbahn und Ticona nebeneinander existieren?
Von: @cf <2006-01-26>
   Mehr»
Risiko Ticona: Die Entscheidung der Störfall-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2005-07-01>
Die Störfall-Kommission hat entschieden, dass der Betrieb des Chemiewerks Ticona und die geplante Nordwestbahn wegen des zu großen Risikos nicht miteinander vereinbar sind. Die Landesregierung will die Nordwestbahn trotzdem bauen, notfalls will man Ticona enteignen. Wie wird der Streit ausgehen?    Mehr»
Risiko Ticona: der Streit um die Zukunft des Werks
Ein Chemiewerk steht den Ausbauplänen für den Frankfurter Flughafen im Weg
Von: @cf <2008-09-19>
Der Streit über das "Risiko Ticona" ist entschieden: Ticona räumt gegen eine Zahlung von 670 Millionen Euro von Fraport den gefährlichen Platz in der Einflugschneise der geplanten Nordwestbahn. Das Werk wird bis 2011 im Industriepark Höchst neu errichtet. Die spannende Geschichte des Standort-Pokers um Werk und Landebahn finden Sie hier zusammengefasst   Mehr»
Räumt Ticona den Platz für die Nordwestbahn?
Für 650 Millionen Abfindung soll das Werk angeblich geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-29>
Die Ticona hat sich angeblich mit Fraport und der Landesregierung darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung zu schließen.    Mehr»
Ticona räumt den Platz für die Nordwestbahn
Einigung mit Fraport: für 650 Millionen Abfindung soll das Werk geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-30>
Die Ticona hat sich mit Fraport darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung von 650 Mio. bis zum Jahr 2011 zu schließen. Damit soll ein wesentliches Hindernis für die geplante Nordwestbahn beseitigt werden.    Mehr»
Störfall-Kommission der Bundesregierung prüft Ausbau-Varianten
Steht die Ticona der Nordwestbahn im Weg?
Von: @cf <2003-02-18>
   Mehr»
Dicke Kröte für die Fraport AG
Scheitert der Ausbau des Frankfurter Flughafens am Kelsterbacher Chemie-Werk Ticona? Die Kosten für eine Verlegung werden auf rund 1,3 Milliarden Euro geschätzt.
Von: @EXTRABLATT <2003-06-26>
   Mehr»
EU-Kommission vermutet Verletzung der Seveso-Richtlinie
Bundesregierung zu Stellungnahme aufgefordert
Von: @cf <2003-11-25>
Die EU-Kommission hat auf die Beschwerde der FAG hin in einem Antwortschreiben die Bundesregierung zu einer Stellungnahme und der Lieferung weiterer Informationen aufgefordert. Der Brief gelangte jetzt in die Öffentlichkeit.   Mehr»
Gutachten zum Ticona-Risiko beim Landtag vorgestellt
Wirtschaftsminister Rhiel hält Risiko für vertretbar
Von: @cf <2004-01-16>
   Mehr»
EU-Kommission prüft Ausbaupläne für Landebahn Nordwest
Landebahn neben Chemiewerk - ein Verstoß gegen die Seveso-Richtlinie?
Von: @cf <2003-09-18>
   Mehr»
Koch: Landebahn wichtiger als Ticona
Entscheidung für Nordwestbahn steht nicht zur Debatte
Von: @cf <2004-01-29>
   Mehr»
SFK: Ausbauvorhaben Nordwest und Chemiewerk Ticona nicht vereinbar
Pressemitteilung vom 30.01.2004
Von: @Störfall-Kommission <2004-01-30>
   Mehr»
Störfall-Kommission hält Landebahn Nordwest und Ticona für unvereinbar
Ministerpräsident Koch und Fraport bleiben bei ihren Ausbau-Plänen
Von: @cf <2004-01-30>
   Mehr»
SFK: geplante Landebahn Nordwest und Ticona nicht vereinbar
Pressemitteilung vom 18.02.2004
Von: @Störfall-Kommission (SFK) <2004-02-18>
   Mehr»
Störfall-Kommission ist gegen neue Landebahn neben Chemiewerk
Fraport und Ministerpräsident Koch halten an Ausbauplänen fest
Von: @cf <2004-02-18>

Die Störfall-Kommission hat entschieden: sie hält den Betrieb des Chemiewerks Ticona und das Ausbauvorhaben Landebahn Nordwest für unvereinbar. Ministerpräsident Koch und Fraport wollen trotzdem an ihren Plänen festhalten.
   Mehr»
Störfall-Kommission in der Schusslinie
Fraport und CDU-Politiker kritisieren Votum der Kommission
Von: @cf <2004-02-28>
   Mehr»
EU-Kommission verlangt erneute Prüfung aller Ausbau-Varianten
Verfahren gegen Deutschland könnte dann eingestellt werden
Von: @cf <2004-05-17>
Die EU-Kommission will auf eine Klage gegen Deutschland verzichten, wenn von der hessischen Landesregierung alle Ausbau-Varianten noch einmal kritisch geprüft werden.   Mehr»
Die Bildrechte werden in der Online-Version angegeben.For copyright notice look at the online version.

Bildrechte zu den in diese Datei eingebundenen Bild-Dateien:

Hinweise:
1. Die Bilder sind in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens (im Quelltext dieser Seite) angeordnet.
2. Beim Anklicken eines der nachfolgenden Bezeichnungen, wird das zugehörige Bild angezeigt.
3, Die Bildrechte-Liste wird normalerweise nicht mitgedruckt,
4. Bildname und Rechteinhaber sind jeweils im Dateinamen des Bildes enthalten.